Dhaulagiri Basecamp
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Heute ist Gletschertag. Der Weg zum Dhaulagiri Basecamp führt
über den Chonbardan Gletscher. Kreuz und quer, hoch und runter geht es durch den
Gletscher. Größere Spalten müssen umgangen werden, kleine Risse kann man
überspringen. An einer Stelle ist besondere Vorsicht angesagt, als wir zwischen
zwei tiefen Spalten über einen schmalen Steg zunächst ein Stück runtersteigen
und danach wieder Raufsteigen müssen. Ein Ausrutscher und man hätte
Bekanntschaft mit der tiefen Spalte gemacht. Steigeisen wären an dieser Stelle
bestimmt von Vorteil gewesen, aber die befinden sich zu diesem Zeitpunkt
dummerweise nicht im Rucksack , sondern im Seesack bei den Trägern. Als wir
jedoch beobachten, wie unsere Träger auch diese heikle Passage ohne irgendwelche
Hilfsmittel meistern, hätten wir uns mit Steigeisen sicherlich geschämt. Und so
geht es auch ohne Steigeisen, wenn es auch manchmal etwas mulmig im Magen ist.
In dieser Eis- und Steinwüste wirken die umliegenden Gipfel noch
beeindruckender. Außer dem Dhaulagiri rückt nun auch der Tukuche Peak
immer mehr ins Blickfeld. Der Gipfel misst zwar "nur" 6920 Höhenmeter, ist aber
auch so ein beeindruckender Berg.
Auf dem Chonbardan Gletscher
Die Gruppe kurz vor dem Dhaulagiri
Basecamp
Nach etwa 4 Stunden Gehzeit erreichen wir das 4750 Meter hoch
gelegen Dhaulagiri Basecamp. Endlich sehe ich wieder die geliebten bunten
Gebetsfahnen im Wind flattern. Diese Fahnen und die Manisteine, die man im
Khumbu an jeder Ecke findet, haben mir auf der Tour bisher etwas gefehlt. Nun
sind sie plötzlich wieder da und verursachen ein schönes Glücksgefühl.
Die ersten Gebetsfahnen im Dhaulagiri
Basecamp
Gemächlich steigen wir durch das Basecamp auf der Suche nach
einem Platz für unsere Zelte. Hier im Dhaulagiri Basecamp sind wir natürlich
nicht alleine. Allerdings ist es nicht so voll, wie z.B. im Everest Basecamp.
Wir steigen an den Zelten einer italienisch-spanischen Expedition und an den
Zelten einer japanischen Expedition vorbei. Da die Bergsteiger offensichtlich am
Berg in höher gelegenen Lagern sind, machen es sich die Träger die unten im
Basecamp sind gemütlich und liegen faul in der Sonne.
Zelte einer spanisch-italienischer
Dhaulagiri Expedition
Wir müssen durch das ganze Camp hoch steigen, bis wir einen
geeigneten Platz für die Zelte finden. Auch heute müssen wir den Untergrund
wieder bearbeiten. Aber aus den Fehlern von gestern haben wir gelernt. Da wir in
diesem Camp 2 Nächte verbringen, geben wir uns echt Mühe, eine vernünftige
Unterlage zu schaffen. Alle schwärmen aus auf der Suche nach grossen flachen
Steinplatten, die als Untergrund für die Zelte dienen. Auch hier oben ist es sehr mühsam
und anstrengend, bis die Zelte vernünftig stehen. Ich bin danach total erschöpft
und habe zum ersten Mal während der Tour leichte Kopfschmerzen. Ich geniesse den
heissen Tee, den unser Küchenteam inzwischen zubereitet hat.
Unsere Zelte im Dhaulagiri Basecamp
Die Umgebung im Japanercamp gestern war schon gigantisch, ist
aber nichts gegen das, was wir nun im Dhaulagiri Basecamp an Panorama geboten
bekommen. Direkt vor der Dhaulagiri Westwand mit seinen Ice Pinnacles und dem
Tukuche Peak ist der Anblick nicht mehr zu überbieten. Die bunt flatternden
Gebetsfahnen unterstreichen diese Eindrücke noch.
Im Dhaulagiri Basecamp
Leider gibt es auch weniger schöne Anblicke im Basecamp. Einige
Expeditionen scheinen es offensichtlich nicht für notwendig zu befinden ihren
Müll vernünftig zu entsorgen. Immer wieder stößt man auf Müllberge von
abgezogenen Expeditionen die überall auf dem Gletscher verstreut liegen. Das
muss nun wirklich nicht sein! Hier oben in dieser traumhaft schönen Landschaft
erwartet man nicht, dass jemand so mit dieser Natur umgeht.
Müll im Basecamp
Blick talauswärts. Im Hintergrund
Dhaulagiri III und V
Ice Pinnacles im Dhaulagiri Basecamp
Auch heute kommen am Nachmittag die Wolken. Aber in dieser Höhe
kommen die Niederschläge nicht mehr als Regen runter, sondern als Schnee.
Innerhalb kürzester Zeit ist alles um uns herum weiß. Es schneit den ganzen
Nachmittag und auch in der Nacht lässt der Schneefall nicht nach. Unsere
Zeltwände hängen zwischenzeitlich bedrohlich durch, so dass wir die Zelte von
Außen vom Schnee befreien müssen.
Dhaulagiri Westwand mit Gebetsfahnen (1)
Dhaulagiri III und V mit Gebetsfahnen
Der obere Teil der Ice Pinnacles. Links
Ausläufer des Tukuche Peak
Dhaulagiri Westwand. Im Hintergrund
Ausläufer des Dhaulagiri I Hauptgipfels (1)
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Zum Schlafen nehme ich diese Nacht meine Siggflasche mit
heißem Wasser in den Schlafsack und platziere diese an meinen Füssen. Die
Bergschuhe, mein Fotoapparat und die Garderobe für den nächsten Morgen sind
ebenfalls "Bewohner" meines Schlafsackes. So muss ich am Morgen nicht in
eiskalte Klamotten rein.
Als ich im Schlafsack liege bekomme ich wieder etwas
Kopfschmerzen und unwillkürlich kommt die Frage auf "Was passiert, wenn die
Kopfschmerzen nicht weggehen?" Die Antwort allein reicht aus, um alle dunklen
Gedanken zu vertreiben, denn das würde bedeuten, dass der Rückmarsch durch den
Urwald angetreten werden müsste. Und das ist das Letzte was ich mir wünsche!
Im Zelt ist es sehr kalt
Am nächsten Morgen sind alle Sorgen verflogen. Die Kopfschmerzen
sind verschwunden, das Wetter ist herrlich. Strahlend blauer Himmel inmitten
einer weißen Winterlandschaft, umgeben von einigen der höchsten Berge dieser
Welt, kann es einen schöneren Blick geben?
Nach dem Frühstück nutzen wir die Zeit und schlendern durchs
Basecamp, unterhalten uns mit einigen Trägern der verschiedenen Expeditionen und
finden schöne Fotomotive.
Am späten Vormittag steigen wir dann das Tal etwas weiter hoch,
um unsere Akklimatisation zu fördern. Wir steigen bis auf knapp 5000 Meter
in Richtung French Pass hoch und genießen dabei die immer tollere Sicht auf
Dhaulagiri und Tukuche Peak. Der Abstieg gestaltet sich etwas schwieriger, da
der Schnee durch die Sonne zwischenzeitlich geschmolzen ist und damit auch
unsere Steigspuren. Da das Basecamp im Wirrwarr der Moränenhügel nicht zu sehen
ist, müssen wir uns den Weg mit einigen unnötigen Aufs und Abs neu suchen. Aber
schließlich stehen wir dann doch wieder vor unseren Zelten.
Heute ist der erste Tag, wo es am Nachmittag nicht zuzieht. Ein
gutes Zeichen für die nächsten Tage!
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