Juphal / Dunai

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Alle atmen auf, als der Flieger, eine Twin Otter (wieder
Yeti Airlines) endlich in Nepalgunj abhebt. Die Temperaturen ändern sich auch
kurze Zeit später; es wird deutlich angenehmer. Allerdings müssen wir alle noch
etwas zittern, denn das Wetter sieht alles andere als viel versprechend aus. Über
den Bergen hängen dicke Wolken und wir rechnen jeden Moment damit, dass wir
umkehren müssen, weil die Landebahn in Juphal nicht frei ist.
Nach ca. 35 Minuten Flugzeit ist die Landebahn in Sicht. Nun kommt
noch das Landeabenteuer, was ich in Etwa schon von meiner Landung in Lukla im
Khumbu kenne. Landung auf einer Wiese mit einer sehr kurzen Start- bzw.
Landebahn. Aber auch diesmal bringt der Pilot die Maschine sicher runter. Wir
sind froh, das der unberechenbarste Teil unserer Reise, der Flug von Nepalgunj nach Juphal, gut überstanden ist. Bei schlechteren Wetterbedingungen
hätte es uns passieren können, dass wir tagelang in Nepalgunj festgesessen
hätten.

Nachdem wir die kleine Maschine verlassen haben und unser Gepäck ausgeladen
wurde, müssen wir an der Polizeistation des Flughafens zunächst einmal unsere
Permits, die Genehmigungen für das Dolpo vorzeigen.
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Es gibt zwei Permits, eines
für das Lower Dolpo, was mit 20 Dollar vergleichsweise preiswert ist, und ein
zweites für das Upper Dolpo. Hier schlägt die nepalische Behörde richtig zu. 700
Dollar mussten pro Person bezahlt werden. Leider ist nicht zu vermuten, dass von
diesem Geld irgend etwas bei der Bevölkerung im Dolpo ankommt. Das meiste Geld
davon wird wohl in Kathmandu in den Taschen irgendwelcher Regierungsbeamter
versickern. Welchen Sinn diese Gebühren haben, ist uns allen rätselhaft. Sie
verhindern jedoch mit Sicherheit den Aufbau des Tourismus in diesem
wunderschönen Gebiet.




Die Polizei notiert sich unsere Daten akribisch in einem
Buch. Nachdem der Vorgang abgeschlossen ist, kann unsere Trägermannschaft aufs
Flugfeld, um unsere Seesäcke zu holen. Durch einen langen Gang von Stacheldraht
verlassen wir das Flughafengelände von Juphal.
Vor dem Flughafen haben die Porter inzwischen begonnen, die
Seesäcke aufzuteilen und für ihre spezielle Art des Transportes mit
Stirntrageriemen zu verpacken. Unsere Trägermannschaft stammt bis auf wenige
Ausnahmen nicht aus dem Dolpo und hat schon eine Woche Anmarsch, mit einem Teil
der benötigten Ausrüstung, nach Juphal hinter sich.
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Unsere heutige Marschetappe in die Distrikthauptstadt Dunai
ist nicht besonders weit, deshalb haben wir auch keine Eile.
Juphal liegt an
einem Bergrücken auf ca. 2400 Metern Höhe. Von hier aus müssen wir zunächst
einmal in das Flusstal des Thuli Bheri Khola bis auf 2000 Meter absteigen. Der
Ort Juphal teilt sich in zwei Häusergruppen, den oberen und den unteren Ortsteil.
Die Wege hier sind sehr matschig, was darauf schließen lässt, dass es hier vor
nicht allzu langer Zeit kräftig geregnet hat.
Als wir unsere Rucksäcke aufpacken
und uns auf den Abstieg ins Tal machen, erleben wir dass, was ich schon auf
allen meinen Trekkingtouren in Nepal bisher erlebt habe und was das Land so
liebenswert macht: Wir werden an allen Ecken freundlich begrüßt, die Kinder
laufen von überallher zusammen und aus allen Ecken erschallt die nepalische
Begrüßung „NAMASTE, NAMASTE!“ So gestaltet sich der Abstieg durch den Ort sehr
abwechselungsreich und kurzweilig.
Als wir den Ort schon lange verlassen haben,
begegnet mir eine Frau mit einer dicken Brille mit schwarzem Gestell. Die
Brillengläser sind schon so verkratzt und milchig, dass die Alte dadurch
bestimmt kaum noch was sehen kann. Außerdem raucht sie genüsslich an einer
dicken Pfeife. Dem Geruch nach zu urteilen, hat sie sicher einige der
zahlreichen Cannabisblätter, die überall am Wegesrand stehen, gepflückt.
Gestenreich frage ich an, ob ich ein Foto von ihr machen darf. Bereitwillig
stellt sie sich in Positur. Leider kann ich ihr keine neue Brille geben, die so
offenbar so gerne hätte und wo sie mehrfach drauf deutet.
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Am Fluss, mit 2000 Höhenmetern der tiefste
Punkt unserer Reise, erreichen wir
eine kleine Hütte, wo es leckere Äpfel zu kaufen gibt. Es wird direkt ein
kleiner Vorrat für die nächsten Tage gekauft. Von hier an geht es nun rechts,
flussaufwärts in Richtung Dunai. Der Weg ist breit und man merkt, dass hier für
nepalische Verhältnisse viele Leute unterwegs sind. Wir passieren den ersten
Tschörten und leider auch mehrere Polizeiposten, wo wir immer wieder kontrolliert
werden.
Da der Westen Nepals fest in maoistischer Hand ist, sind die
Polizeiposten natürlich auf der Hut. Auf der anderen Seite habe ich aber auch
das Gefühl, dass wir eine willkommene Abwechselung im sonst öden Tagesablauf der
Posten sind.
Kurz bevor wir Dunai erreichen, passieren wir ein großes
Militärcamp, welches auf der anderen Flussseite liegt. Hier ist auf unserer
Flussseite ein Militärposten eingerichtet, der erneut unsere Permits
kontrolliert. Kurz darauf erreichen wir, nach ca. 3 Stunden Gehzeit, Dunai, auf
einer Höhe von 2150 Metern. Die
Strassen des Ortes sind mit dicken Steinplatten ausgelegt und die „Hauptstrasse“
des Ortes wimmelt nur so vor kleinen Geschäften.
Unser heutiger Lagerplatz liegt ganz am Ende des Ortes auf
der rechten Seite. Ich bin froh, dass wir angekommen sind, denn im Laufe des
Vormittages habe ich leichtes Fieber bekommen. Bestimmt habe ich in Nepalgunj
bei der Hitze und den brummenden Ventilatoren im Flughafen einen Zug bekommen.
Ich werfe direkt zwei Tabletten ein und hoffe auf Besserung. Zu allem Übel fängt
es nun auch noch an zu regnen.
Trotzdem mache ich mich mit auf den Weg in Richtung Gompa.
Die Gompa liegt etwas oberhalb des Ortes auf der anderen Flussseite. Nachdem wir
eine Hängebrücke überquert haben, steigen wir in ca. 5 Minuten zur Gompa hoch.
Die leuchtenden Außenfarben sind schon von weitem zu sehen. Als wir die Gompa
betreten, finden wir eine Menge Leute vor, die mit dem Innenausbau und hier im
speziellen mit der Bemalung der Innenwände beschäftigt sind. Die Gompa befindet
sich in der Endphase ihres Baus. Trotzdem hat sich der Aufstieg gelohnt. Wann
bekommt man so etwas schon mal zu sehen.
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Zurück an unserem Lagerplatz werfe ich noch einmal
Tabletten ein und ziehe mich in unser Zelt zurück. Ich schwitze wie verrückt und
hoffe inständig, dass sich mein Zustand über Nacht bessert.

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