Shey Gompa
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Trotz der Anstrengung des letzten Tages, fühle ich mich am
nächsten Morgen wieder gut. Das ist auch wichtig, denn heute steht die
Überquerung des zweiten 5000er Passes, des Gela La (auch Namgung Bhanjyang
genannt), an.
Während des Frühstücks beginnt es wieder zu regnen. Kein
gutes Omen für den heutigen Tag. Im Regen marschieren wir los. Nachdem wir den
Fluss überquert haben, müssen wir direkt einen steilen Aufschwung hoch. Entgegen
des ersten 5000er Passes, wo der Pass schon von weitem zu sehen war, ist es
heute schwer zu erkennen, wo sich der Pass genau befindet. Der Weg führt immer
wieder um kleinere Bergrücken herum, immer leicht ansteigend. Zwischendurch gibt
es zwar immer mal wieder eine kurze steile Passage, aber ansonsten ist der
Anstieg gut zu bewältigen. Kein Vergleich zum gestrigen Saldang-Pass.
Während des gut dreistündigen Aufstiegs regnet es die ganze
Zeit. Wieder wird es nichts mit dem Ausblick auf die Eisriesen des Himalaya. Als
wir den Pass (5020 Meter) erreichen, hört es zwar auf zu regnen, aber die Wolken geben den
Blick auf die Berge nicht frei.
Wir befestigen wieder eine Gebetsfahne am Pass und sind
froh, immer noch gesund und munter unterwegs zu sein.
Vom Gela La geht es auf der anderen Seite zunächst steil bergab. Schnell
verlieren wir an Höhe. Als wir das Tal des Sebu Khola erreichen, wird es
flacher. Der Weg zieht sich nun wieder um mehrere Berghänge herum in Richtung
Shey Gompa, unserem heutigen Tagesziel.
Plötzlich stehen wir vor einer großen Gebetsfahne am
Wegesrand. Als wir genau hinsehen, können wir zum ersten Mal in der Ferne Shey
auf 4300 Metern Höhe
erkennen.
Die Gompa liegt am Hang über einem Talkessel, wo Sebu Khola
und Hubalu Khola zusammen fließen. Direkt hinter der Gompa finden wir auf einer
Wiese einen idealen Lagerplatz. Wie sich später zeigt, war diese Wahl
ausgezeichnet. Die Alternative unten am Fluss währe eine sehr feuchte
Angelegenheit geworden.
Für heute Nachmittag haben wir uns vorgenommen die Gompa zu besichtigen. Aber
diesmal haben wir Pech. Wir finden niemanden, der einen Schlüssel für die Gompa
hat. Allerdings bringt unser Sirdar in Erfahrung, dass die Frau, die einen
Schlüssel besitzt, auf der anderen Bergseite mit ihrer Schafherde ist. Er
schickt jemanden über den Berg mit der Bitte den Schlüssel zu holen. Es bleibt
uns also noch ein wenig Hoffnung, da wir bis zum nächsten Mittag in Shey bleiben
wollen.
Ich steige den Berghang runter bis ins Tal und schaue mir dort die
wasserbetriebenen Gebetsmühlen und die riesige Manimauer an. Aus zwei Hütten
werde ich voller Interesse von einem kleinen Jungen beobachtet, der sich aber
nicht so recht traut näher zu kommen.
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Zurück am Zelt komme ich auf die völlig verrückte Idee,
meinen inzwischen doch recht wild wuchernden Bart abzurasieren. Ich habe einen
Einwegrasierer und eine kleine Tube Rasierschaum dabei und mache mich ans Werk
Es stellt sich allerdings schon sehr schnell heraus, das die Rasur ein sehr
aufwendiges und vor allem für mich sehr schmerzhaftes Unternehmen wird. Der
Rasierer ist kaum in der Lage diese Haarlänge zu bewältigen. Aber nachdem der
erste Streifen mitten im Gesicht fehlt, bleibt mir nichts anderes übrig, als
durchzuhalten.
Gegen Abend fängt es wieder an zu regnen, nachdem wir den
Nachmittag über recht freundliches Wetter hatten.
Am nächsten Morgen wollen wir die Felsengompa von Tsakang, oberhalb von Shey auf
ca. 4500 Metern Höhe, besichtigen.
Glücklicherweise ist der Schlüssel zu dieser Gompa in Shey. Die Frau, die den
Schlüssel verwaltet, begleitet uns beim Anstieg zum gut 200 Meter höher
gelegenen Kloster. Es führen zwei Wege zum Felsenkloster. Ein oberer Weg bietet
einen wunderschönen Blick auf die Klosteranlage. Auch wenn der Weg etwas länger
und anstrengender als der untere Weg ist, wählen wir diese Alternative.
Allerdings ist der Weg streckenweise so matschig, dass die Schuhe richtig
angesaugt werden.
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Nach einer guten Stunde erreichen wir das Felsenkloster.
Der Anstieg hat sich gelohnt. Ein gigantischer Blick auf die direkt an den
Felsen gebaute Klosteranlage entschädigt für die Strapazen. Überall weisen
Tschörten und grosse Gebetsfahnen den Weg zum Kloster. Über einen kleinen
felsigen Abstieg gelangen wir an die Gompa.
Über eine Holzstiege gelangen wir in die erste Etage der Gompa. Dort bereitet
die Frau die uns die Gompa aufgeschlossen hat bereits Butter für die
Butterlampen vor, die als Opfergabe gespendet werden sollen. Über eine weitere
Stiege gelangt man aufs Dach der Gompa. Von dort hat man einen wunderschönen
Ausblick. Allerdings ist das Dach nicht sehr stabil. Wir bewegen uns mit
äußerster Vorsicht, um nicht durchzubrechen.
Aus dem Vorraum, wo die Butterlampen zubereitet werden, gelangt man in den
Gebetsraum der Gompa. Der Raum ist zwar sehr klein, aber wunderschön. Wir
entzünden unsere Butterlampen genießen die magische Atmosphäre die der Raum
ausstrahlt. Ungern verlasse ich diesen wunderschönen Ort.
Über den unteren Weg geht es zurück nach Shey.
Am späten Vormittag sind wir zurück am Lagerplatz und bereiten uns langsam auf
den Weiterweg in Richtung Kang La vor.
Während des Packens bekommen wir Besuch von einer Tibeterin mit ihren Kindern,
die mir einen Ring und zwei Korallensteine zum Kauf anbietet. Nachdem wir die in
dieser Gegend üblichen Verhandlungen hinter uns haben, kaufe ich ihr die Sachen
ab.
Kurz bevor wir uns auf den Weiterweg machen, erreicht uns die Nachricht, dass
die Frau mit dem Schlüssel für die Gompa von Shey unterwegs ist und bald
erwartet wird.
Das Warten hat sich gelohnt! Eine wunderschöne Gompa ist die Belohnung für
unsere Ausdauer. In der Mitte der Gompa befindet sich eine Art Lichtkuppel. Dort
oben sind auch die Gebetsbücher untergebracht.
Neben sehr schönen Statuen beeindruckt hier die Wandmalerei, wo das Leben des
Buddha abgebildet ist. Nachdem wir auch hier eine Butterlampe angezündet haben,
wird es höchste Zeit uns aus Shey zu verabschieden, denn wir wollen heute noch
ein Teilstück zu unserem letzten 5000er Pass dem Kang La zurücklegen. Ein
kultureller Höhepunkt der Reise geht zu Ende.
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