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Geling
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Am nächsten Morgen geht es zunächst kurz
steil bergauf. Auf einer Höhe von ca. 3200 m kommen wir an einem kleinen See
vorbei. Zwei Jungen vertreiben sich die Zeit, in dem sie das klare Wasser zum
Baden nutzen. Man schaut zur Linken in eine tolle Schlucht und sieht auf der
anderen Seite den Ort Ghyakar zum Greifen nah, aber doch so weit entfernt.
2 Jahre später (2008) befindet sich hier eine große Hängebrücke, die das
Tal überquert. Weiter geht es bergauf, oft ist der Weg in breite Felsvorsprünge geschlagen
worden, bis zum Taklam La (La ist der Pass) und weiter bis zum Dzong La auf 3600
m. Ein besonderes Kennzeichen im buddhistischen Einzugsgebiet sind Gebetsfahnen,
die auf den Pässen im Wind flattern. Bereits in Kathmandu haben wir uns eine
entsprechende Anzahl an Gebetsfahnen gekauft und befestigen jetzt die erste
unserer mitgenommenen Fahnen zur Freude unserer Mannschaft an der Passhöhe.
Vom Pass erfolgt der Abstieg nach Samar, wo
wir unsere heutige Mittagspause machen. Samar ist ein idyllischer kleiner Ort,
mit einem kleinen Flüsschen und einer hübschen Baumallee.
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Von Samar aus führen zwei Wege zu unserem
heutigen Tagesziel Geling. Der kürzere Weg führt über den Baga La und den Yamdo
La, der längere Weg vorbei am Ranchung Chörten. Chitra, unser Koch, der die Tour
schon einmal gemacht hatte, empfiehlt uns aber den weiteren Weg. Ein guter Rat,
wenn sich die Tagesetappe dadurch auch deutlich verlängert.
Kurz nach der Weggabelung stellt sich uns
jedoch ein Hindernis in Form eines tibetischen Hirtenhundes in den Weg. Der Hund
bewacht ein kleines Bauernhaus am Wegesrand und der Besitzer ist offensichtlich
irgendwo unterwegs. Unser Weg geht nun ziemlich nahe am Haus vorbei. Der Hund,
der nicht angeleint ist, macht uns eindeutig klar, dass er uns hier nicht so
einfach vorbeilassen wird. Da unsere Mannschaft sehr viel Respekt vor dem Hund
zeigt, denke ich, dass ich auch gut daran tue, mich nicht weiter zu nähern. Wir
müssen im weiten Bogen querfeldein um das Gebäude gehen. Wir merken am Gebelle
des Hundes sofort, wenn wir an die magische Grenze kommen. Einige unserer Träger
haben sich mit Steinen und Knüppeln bewaffnet, um für alle Fälle vorzusorgen.
Zum Glück kommen wir aber ohne Zwischenfall irgendwann wieder auf unseren Weg,
der Hund beruhigt sich wieder und wir können unseren Weiterweg fortsetzen.
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Es geht nun steil hoch, auf einen ca. 3800
m hohen Pass. Danach bleibt der Weg eine ganze Zeit lang auf dieser Höhe, bevor
wir eine Art zweiten Pass erreichen, von dem aus dann der Abstieg nach unten in
ein kleines Tal erfolgt. Von hier geht es über gut angelegte, aber steile
Treppen hoch zum Ranchung Chörten, der in einer Höhle oben in den Felsen liegt.
Wir sind nach stundenlangem Laufen schon alle sehr müde und als ich unten am Fuß
des Anstiegs zum Chörten stehe, kann ich mir nicht mehr vorstellen, den Anstieg
zu bewältigen. Alle anderen lassen ihr Gepäck unten liegen, da unser Weiterweg
aus dem Tal in die andere Richtung geht. Aber ich möchte natürlich meine
Fotoausrüstung mitnehmen und schleppe meinen Rucksack als Einziger mit rauf. Als
ich oben ankomme, bin ich froh über diese Entscheidung. Das Höhlenheiligtum ist
neben Lo Gekar eines der ältesten Heiligtümer in Mustang. Übersetzt bedeutet
Ranchung „Der von selbst entstandene Chörten“ und meint den großen Felsblock in
der Mitte der Höhle. Die Höhle ist von Außen durch eine in roter Farbe bemalten
Mauerwand geschützt. Wie so oft in den Bergen des Himalaya wird hier Guru
Rinpoche, auch bekannt unter dem Namen Padmasambhava, verehrt. Der Mönch, der
sonst hier lebt ist nicht da und so schauen wir uns die Höhle alleine an. Ein
Bild des Dalai Lama und eine Geldspende lassen wir zurück.
Nachdem die Anderen am Fuße ihr Gepäck
wieder aufgenommen haben, geht es zunächst durch eine enge dunkle Schlucht
bergauf, bevor sich das Tal dann weitet und es auf breitem Weg bis nach
Shyammochen geht. Als wir dort ankommen sind alle sehr müde und vor dem Anstieg
zum letzten kleinen Pass des heutigen Tages legen wir noch einmal eine kleine
Pause ein. Auf einem kleinen Dorfplätzchen webt eine Frau auf ihrem Webstuhl und
sie hat nichts dagegen, dass ich einige Fotos mache.
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Schließlich folgt der letzte, zum Glück
nicht mehr allzu lange Aufstieg zum Shyammochen La. Oben werden unsere
Anstrengungen durch einen fantastischen Ausblick auf die weißen Bergketten des
Himalaya belohnt, die plötzlich aus den Wolken auftauchen. Von hier oben geht es
in einem breiten, staubigen Weg wieder bergab. An einer Weggabelung geht es
rechts runter nach Geling und links nach Tamagaon, das etwas oberhalb von Geling
liegt. Wir wählen den Weg nach Tamagaon (3600 m). 2 Jahre später entscheiden wir
uns für den anderen Weg runter nach Geling und übernachten dort. Diese Variante
hat mir besser gefallen.
Da es inzwischen so spät
geworden ist, kommt eine Besichtigung von Geling heute nicht mehr in Frage und Tamagaon liegt direkt an unserem morgigen Weiterweg. Wir beschließen in Tamagaon
zu übernachten und morgen früh ohne Gepäck nach Geling abzusteigen. Totmüde
bauen wir unsere Zelte auf, essen zu Abend und fallen erschöpft auf unsere
Isomatten.
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Damit wir genug Zeit für die Besichtigung von Geling haben,
stehen wir früh, um 5:30 auf und steigen noch vor dem Frühstück die ca.150
Höhenmeter nach Geling ab. Ein wunderschöner Ort, gelegen inmitten von Feldern
und gut bewässert durch viel kleine Flussläufe, die sich auch durch den Ort
ziehen. Bereits weit vor dem Ort stehe viele kleine Chörten am Berghang.
Auf der anderen Hangseite des Ortes befinden sich 2
Klöster. Wir durchqueren den Ort zunächst und steigen direkt zu den Klöstern
auf. Man hat auch von hier einen tollen Blick auf den Ort.
Leider darf meine Frau das erste der Klöster Gönkhang, das
zum Orden der Gelugpa (Gelbmützen) gehört, nicht betreten. Der Zutritt ist nur
Männern gestattet. Ich betrete also alleine mit meinem Freund Hari den düsteren
Klosterraum. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, bin ich doch
ein wenig enttäuscht. Das Kloster macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck.
Der einzige Mönch, der sich im Kloster befindet, ist dafür aber sehr gesprächig
und erzählt mir eine Menge. Im Kloster gibt es zwei Figuren von Makhala, dem
wilden Beschützer des Buddhismus, einem Überbleibsel aus der alten Bön-Religion.
Allerdings ist nur eine der Figuren zu sehen. Die zweite Figur befindet sich
hinter einem Holzverschlag und wird nur zum Losarfest, dem tibetischen Neujahr,
hervorgeholt. Angeblich sollen die Figuren ca. 500 Jahre alt sein. Natürlich
darf ich auch in dieser Gompa nicht fotografieren. Die Begründung dafür bringt
mich dann aber doch zum lachen. Vor einigen Jahren sei ein Trekker, nachdem er
in dem Kloster Fotos gemacht hatte, verunglückt. Man schrieb das Makhala zu, der
nicht wollte, dass im Kloster fotografiert würde. Seitdem gilt das Fotoverbot
als Schutz für die Fotografen. Tatsächlich wird es wohl, wie in allen anderen
Klöstern auch, den Grund haben, dass viele Kunstgegenstände Aufgrund von Fotos
aus den Klöstern entwendet wurden. Zum Schluss zeigt uns der Mönch auch noch
eine Besonderheit des Klosters, eine abgeschlagene mumifizierte Hand. Natürlich
gibt es auch hierzu eine wilde Geschichte: Jedes Jahr wird ein Mönch bestimmt,
der für die Gompa zuständig ist. Als sich vor vielen Jahren ein falscher Mönch
diese Position erschlichen hatte, und Makhala das merkte, wurde er furchtbar
wütend, schlug dem Mann die Hand ab und vertrieb ihn aus dem Kloster.
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Die Besichtigung mit den ganzen Erzählungen hatte einige
Zeit gedauert und meine Frau sitzt schon ungeduldig wartend vor der Gompa. Zum
Glück gehört das zweite Kloster, die Tashi Chöling Gompa, zur Sekte der
Rotmützen, wo Frauen der Zutritt gestattet ist. Prachtvolle Figuren in großer
Zahl beeindrucken uns in der gut restaurierten Gompa.
Nach der Besichtigung steigen wir wieder ab in den Ort, um
uns den großen Dachtschörten des Ortes anzuschauen, der mit weißen Elefanten
verziert ist. Nach 2 Stunden steigen wir dann wieder auf nach Tamagaon und
freuen uns auf ein gutes Frühstück.
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