Muktinath
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Heute Morgen ist das Wetter nicht so toll. Zum ersten Mal
sieht es nach Regen aus. Dicke Wolken liegen über der Bergkette, die wir heute
überqueren müssen. Aber wir sind trotzdem guter Dinge.
Wie bereits in den beiden letzten Tagen, steht auch heute
wieder eine Flussdurchquerung an. Aber der Narshing Khola macht es uns heute
Morgen leicht. Ohne Probleme können wir den Fluss überqueren. Bereits am frühen
Morgen herrscht hier rege Betriebsamkeit. Der vom Fluss mitgebrachte Schlamm ist
ein beliebter Dünger und wird von den Menschen abtransportiert. Dazu werden mit
Hilfe von Steinen Barrieren gebaut, an denen sich der Schlamm sammelt.
Auf der anderen Seite lassen wir uns vor einigen
Einheimischen überreden, zur Gompa auf der linken Seite hochzusteigen. Der Blick
von hier oben ist sehr schön, die Gompa allerdings ist in einem ziemlich
schlechten Zustand und ohne nennenswerte Figuren oder Malereien.
Wir steigen wieder runter zum Hauptweg der durch den
unteren Dorfbereich von Tetang führt. Beim ersten Aufstieg, der an einigen
kleinen Tschörten vorbeiführt, werden wir von einer großen Ziegeherde begleitet.
Wir erreichen schließlich eine Art Kessel, durch den der Weg nun ohne großen
Höhengewinn führt.
Der Kessel wird langsam immer enger und wir erreichen ein
kleine Tal an dessen linker Flussseite sich der Weg recht steil durch schmal
entlang zieht. Das ganz feine Granulat gibt bei jedem Schritt nach und man
ständig das Gefühl jetzt gleich den Hang abzurutschen. Ich bin froh, als wir
diesen unangenehmen Teil des Weges hinter uns haben, vor allem, da es inzwischen
tatsächlich angefangen hat leicht zu regnen.
Wir überqueren das kleine Flüsschen und steigen jetzt
wieder steiler bergan dem Gnyu La (4100m) entgegen. Der Regen hat inzwischen
zugenommen und wir holen unsere Regensachen heraus. Der Lehmboden bleibt
teilweise an unseren Bergschuhen kleben, manchmal eine gefährliche
Angelegenheit, denn die Schuhe sind dann praktisch ohne Profil und sehr
rutschig. Immer wieder müssen wir dicke Lehmbrocken von den Schuhen abschlagen.
Als wir den Pass erreichen sind wir völlig durchnässt. Wieder ist unsere
Mannschaft weit auseinander gezogen und beim Warten auf die Anderen wird es hier
oben ziemlich schnell kalt. Wir sind froh, als Birjar als Erster nach uns am
Pass ankommt, denn er trägt unseren Seesack mit trockener Kleidung. Wir ziehen
uns schnell um und beginnen dann den Abstieg nach Muktinath, das man bereits von
hier oben erkennen kann.
Die ca. 300 Höhenmeter runter nach Muktinath (3700 m) sind
nicht steil aber durch den Regen noch matschiger als der Aufstieg. Kurz vor
Muktinath überqueren wir über eine lange eiserne Hängebrücke den Dzong Khola und
steigen von dort in einem kurzen Anstieg wieder nach Muktinath hoch.
Da es in Muktinath genügend Lodges gibt, beschließen wir
diesmal unser Zelt eingepackt zu lassen und Zimmer in einer Lodge zu nehmen. Im
Hotel Muktinath, am talseitigen Ortsrand, bekommen wir ein Zimmer sogar mit
eigener Dusche und WC. In der Lodge wärmen wir uns mit mehreren Flaschen
Mustangkaffee auf. Dabei handelt es sich um Kaffee mit einem guten Schuss
Apfelbrandy.
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Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Wir machen einen
ersten Spaziergang durch Muktinath, lassen am Polizeiposten unsere Permits
abstempeln und steigen zum Heiligtum von Muktinath hoch, das durch eine große
weiße Mauer schon von weitem erkennbar ist. Ein Hubschrauber, der auf einem
großen Platz vor dem Heiligtum gelandet ist, hat eine große Gruppe Inder hierher
geflogen, die jetzt Probleme haben mit ihren feinen Schuhen die matschigen Wege
zu den Tempeln zu bewältigen. Muktinath gilt im gesamten hinduistischen
Glaubensraum als wichtiges Heiligtum und so wundern wir uns nicht, als noch
weitere Hubschrauber im Laufe des Tages hier landen. Da das Wetter sich wieder
zuzieht, beschließen wir, das Heiligtum am nächsten Morgen noch einmal zu
besuchen und uns dann etwas mehr Zeit zu nehmen.
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Als wir am nächsten Morgen wach werden, verdeckt dicker
Nebel die Sicht auf die Berge. Wir sind ein wenig enttäuscht, hatten wir doch
insgeheim mit besserem Wetter gerechnet. Trotzdem machen wir uns nach dem
Frühstück erneut auf in Richtung Heiligtum. In Muktinath kaufen wir in einem
Laden noch das nötige Zubehör für die Tempelzeremonie im Vishnutempel. Der
Zutritt zu den Hindutempeln ist zwar nur Hindus erlaubt, aber Hari und Biman,
die uns begleiten, werden für uns alle bunte Bänder segnen lassen, die man dann
als eine Art Glückbringer um den Hals oder das Handgelenk trägt. Der
Vishnutempel mit seinem Pagodendach ist das Hauptheiligtum für die Hindus.
Während die beiden im Tempel sind, schauen wir uns die 108 bronzenen
Wasserspeier an, die sich direkt hinter dem Tempel befinden und eiskaltes Wasser
aus einer weiter oberhalb gelegenen Quelle ausspucken. Man geht an den
Wasserspeiern vorbei und benetzt sich immer ein wenig den Kopf. Ganz Mutige, so
wie zwei Soldaten der nepalischen Armee,
laufen, nur mit einer knappen Hose bekleidet, unter den Speiern durch. Als Hari
und Biman aus dem Tempel zurück sind, binden sie uns die in zwischen geweihten
Bändchen um.
Am anderen Ende des heiligen Bezirks besuchen wir einen
buddhistischen Tempel, in dem sich nur Nonnen befinden. Figuren von
Avalokiteshvara, Manjushri und Makhala stehen in der kleinen Gompa, die über
einem weiteren Heiligtum von Muktinath erbaut wurde; einer Flamme, die von einem
Gasgemisch gespeist wird und die sich direkt über eine Quelle befindet. Auch
hier ist außerhalb der Gompa ein bronzener Wasserspeier, aus dem das Wasser
kommt.
Als wir aus dem Kloster kommen sehen wir, wie plötzlich die
Wolkendecke aufreist und die schneebedeckten Berge zum Vorschein kommen. Ganz
offensichtlich hat es gestern bis weit runter geschneit, denn auch die
„flacheren Berge“ von ca. 5000 Metern Höhe sind alle mit einer leichten
Schneeschicht bedeckt. Das Wetter wird von Minute zu Minute besser und so machen
wir uns wohlgelaunt auf in Richtung Jomosom, unserem letzten Ziel.
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