Tsarang

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Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir
uns auf den Weg nach Tsarang, unserem heutigen Tagesziel. Zunächst zieht sich
der Weg kaum ansteigend dahin. Immer wieder vorbei an Tschörten und einigen
Häusern. Dann jedoch beginnt der steile Aufstieg zum 4000 Meter hohen Nyi La,
den wir aber gut bewältigen. Am Pass wird natürlich wieder eine Gebetsfahne
aufgehängt und unsere Mannschaft begleitet das diesmal mit Gesang und
Geklatsche. Sie singen ein bekanntes und beliebtes nepalisches Volkslied, das
vom Glücksgefühl erzählt, wenn man den Pass erreicht hat:
Resham firiri, resham firiri
Udera jaun ki dada ma bhangjang
Resham firiri
2008 begegnet uns beim Aufstieg auf den
Pass hunderte von bewaffneten nepalischen Soldaten, die aus Richtung
Chinesisch-nepalischer Grenze kommen. Die Chinesen haben kurz vorher ihre
Grenzen wegen eines Aufstandes der Tibeter geschlossen. Das nepalische Militär
wurde wohl hier hoch beordert, um sicherzustellen, dass von hier keine illegalen
Grenzüberschreitungen passieren. Auf dem Rest der Tour werden wir noch häufiger
mit der momentanen politischen Situation konfrontiert.
Vom Nyi La zieht sich der Weg zunächst ein
wenig auf der Höhe, bis man zum Gemi La kommt, von wo aus der Abstieg nach Gemi
beginnt. Beim Abstieg vom Pass stoßen wir zum ersten Mal auf den breiten
Fahrweg, den die Chinesen von Tibet aus gebaut haben, bzw. noch am bauen sind
und sind etwas geschockt.
Der Transport in den Bergen Nepals
funktioniert noch immer zum größten Teil durch Menschenkraft, Mulis, Yaks oder
wie hier in Mustang durch Pferde. Allerdings ist gerade hier im Upper Mustang
diese Transportart stark gefährdet. Durch diese Straße transportieren die
Chinesen ihre Waren in die grenznahen Regionen. Die Auswirkungen sind schon
heute zu sehen. Fast das komplette Warenangebot ist hier oben chinesisch und
nicht mehr nepalisch. Damit verlieren Menschen in Nepal nicht nur Arbeit in den
Produktionsbetrieben sondern auch der Warentransport aus dem Süden Nepals in die
Bergregionen entfällt damit.
Wir versuchen den breiten Fahrweg zu
verlassen und finden schon bald einen neuen Weg. Offensichtlich sind wir nicht
die Einzigen, die nicht gerne auf dieser „Autobahn“ laufen.
Auf dem Weiterweg nach Gemi treffen wir eine Gruppe Saddhus, die auf dem Rückweg
von einer 20tägigen Pilgerfahrt zu den heiligen Seen von Damodar Kund sind.
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Gegen Mittag erreichen wir Gemi (3550 m), wo wir unsere Pause machen. Zwischen
vielen Bäumen und mit Mauern eingefassten Gärten liegt der schöne Ort. Wir
gönnen uns eine Rast von 2 Stunden, bevor wir den nächsten Pass in Angriff
nehmen.
Wir verlassen Gemi über eine große Brücke und passieren eine lange ca. 300 Meter
lange Manimauer. Um diese Manimauer rangt sich natürlich auch wieder eine
Legende und wie so oft in den buddhistischen Regionen des Himalaya, spielt
Padmasambhava eine Rolle. Hier soll er einen Dämon besiegt haben. Er tötete ihn,
riss sein Herz heraus und schleuderte es weg (dorthin, wo heute das Kloster
Lo-Gekar steht (s.u.)), die weggeworfene Lunge wird mit den Felsenklippen um
Gemi in Verbindung gebracht, und aus dem weggeschleuderten Darm entstand
besagte Manimauer. Also eine ziemlich grauselige Angelegenheit.
Von hier aus benötigen wir ca. 1,5 Stunden bis zum knapp 4000 Meter hohen
Tsarang La und nach einer weiteren Stunde erreichen wir Tsarang (3600 m). Wir
betreten den Ort durch einen großen Prachttschörten, der schon von weitem zu
sehen ist. Hinter dem Tschörten sind die Straßen des Ortes durch das
Bewässerungssystem etwas überflutet worden und wir versuchen am Rand des Weges,
über Mauern und aus dem Wasser herausragenden Steinen, trockenen Fußes auf die
andere Seite zu gelangen.
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Unsere Zelte schlagen wir im Garten von Maya Bista auf. Maya hatten wir bereits
in Jomosom am Flughafen getroffen. Unser Freund Hari arbeitet, wenn er nicht in
den Bergen unterwegs ist, als Lehrer in einer Hotelfachschule in Kathmandu und
Maya war vor kurzem bei Hari in der Schule gewesen. Als sich beide am Flughafen
in Jomosom zufällig trafen, war die Überraschung natürlich groß und als wir
erzählten, welche Tour wir machten, stellte sich heraus, dass Maya in Tsarang
eine Lodge hatte.
Jetzt nutzen wir diese Bekanntschaft natürlich und unsere Zelte stehen
wunderschön im Garten der Lodge zwischen zwei Tschörten. In der Küche der Lodge
gibt es Tee und Kekse und fast nebenbei erfahren wir, dass Maya die Schwägerin
des Königs von Mustang ist. Welch ein Zufall. Maya bietet sich für den nächsten
Morgen als Führerin durch den Ort an; ein Angebot, das wir natürlich gerne
annehmen.
Am Abend kommt Birjar, einer unserer Träger, mit Fieber zu mir. Dank Paracetamol
ist er aber am nächsten Morgen wieder fit.
Am nächsten Morgen geht es dann, wie versprochen, mit Maya zur Ortsbesichtigung.
Das Kloster Thubten Shedrup Dargyeling“ und der alte Königspalast, der „Samdrub
Gephel“ liegen auf einem kleinen Hügel am Ortsrand. Wir besuchen zuerst dass
Kloster, in dem sich eine sehr schöne Maitrya Figur und leider etwas
beschädigte, aber schöne Wandmalereien befinden.
Der alte Königspalast macht nicht nur von Innen einen sehr zerfallenen Eindruck.
Auch von Außen müsste das Bollwerk dringend restauriert werden. Im Gebetsraum
des Palastes, in dem sich Figuren der Gründer Los befinden, zeigt uns Maya
wieder eine mumifizierte Hand, ähnlich wie ich sie bereits gestern in Geling
gesehen habe. Nur die Geschichte ist hier etwas anders. Diesmal soll es sich um
die Hand des Baumeisters handeln, die ihm vom damaligen König abgeschlagen
wurde, damit er nicht noch so einen Palast bauen konnte.

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Als wir Tsarang verlassen, tun wir das mit etwas Wehmut, der Ort und die
Gastfreundschaft von Maya haben uns sehr gefallen. Zum Abschied gibt Maya uns
eine große Flasche Apfelbrandy aus eigener Erzeugung mit.

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