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Yara

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Ein wenig traurig verlassen wir am nächsten Morgen Lo
Manthang. Unsere Gruppe ist seit gestern Abend um eine Person gewachsen. Rai,
ein junger Nepali, hat sich uns für den Weiterweg bis Jomosom angeschlossen. Er
und Ram Bahadur kennen sich seit letztem Jahr und haben sich zufällig am
Vorabend in Lo getroffen. Ram Bahadur erzählt uns, dass Rai ihn, als er letztes
Jahr bei einem Trek, wo sie beide als Träger angestellt waren, krank wurde,
mehrere Tage ins Tal getragen hat. Seitdem verbindet die beiden eine enge
Freundschaft und wir haben natürlich nichts dagegen, dass Rai uns begleitet.
Immer stetig bergan steigt der Weg von Lo bis auf ein
Plateau von ca. 4100 Metern Höhe. Dabei gibt es immer wieder schöne Ausblicke
auf die Stadt zurück. Danach zieht sich unser Weiterweg auf der Höhe bleibend
weiter; dabei gibt es hinter jeder Ecke faszinierende Ausblicke, z.B. auch auf
Tsarang. Am Ende des Plateaus wartet ein sandiger und staubiger Abstieg durch
eine enge Schlucht herunter nach Dri (3400 m) auf uns. Zum Glück werden wir noch
vor der Schlucht von einem Lopa mit seinen zwei Yaks überholt. Die Tiere machen
einen sehr unruhigen Eindruck und der Mann hat es schwer, die Tiere zu bändigen.
In der Schlucht wäre die Begegnung vermutlich nicht so angenehm gewesen.
Als wir aus der Schlucht heraustreten, sehen wir unter uns
Dri am Mustang Khola liegen. In Dri machen wir unsere Mittagspause. Der letzte
Abstieg bis in den Ort ist gar nicht so einfach. Die Erntearbeiten sind in
vollem Gang und überall auf den Wegen liegen Getreidereste, die den Weg sehr
rutschig machen. Wir müssen etwas aufpassen. In einer netten Lodge finden wir
Schutz vor der Sonne, die inzwischen die Temperaturen ordentlich hochgetrieben
hat.
Nach unserer Pause geht es zunächst über eine große
Hängebrücke auf die andere Seite des Mustang Kholas, danach leicht bergan und
dann quer zum Hang bis ins Tal des Puyon Khola. Als wir zurück auf Dri blicken,
können wir nur noch erahnen, wo unser Weg aus der breiten Felswand vom Vormittag
herlief.
Wir steigen ab ins Tal des Puyon Khola, der kaum Wasser
führt und wandern, immer im Flussbett bleibend, flussaufwärts in Richtung Yara.
Dabei eröffnet sich uns eine bizarre, gigantische Felsenlandschaft. Auch hier
gibt es wieder unzählige Höhlen in den Felsformationen. Je weiter wir ins Tal
reinkommen, desto wilder wird die Landschaft. Nach einem kurzen Anstieg aus dem
Flussbett erreichen wir Yara.
Am Dorfeingang befindet sich eine kleine Gompa, die
allerdings verschlossen ist: Dort gibt es aber nichts Besonderes zu sehen, wie
uns der Dorflehrer der kleinen Schule, dem wir an der Gompa begegnen, erzählt.
Unsere Zelte schlagen wir wieder im Hof eines Hauses auf.
Die Verhältnisse werden hier jedoch einfacher; wir sind nicht mehr auf der
üblichen Route durch Mustang, was man sofort merkt. Auch für die Bevölkerung ist
es hier nicht mehr so selbstverständlich Touristen zu sehen. Selbst das Huhn des
Bauern ist so neugierig, dass wir es schon zu Besuch im Zelt haben und unser
Zelt verschließen müssen.
Wir machen einen Spaziergang durch den kleinen Ort, der auf
zwei gegenüberliegenden Hügeln etwas verstreut liegt. In einem Buch über Mustang
haben wir von einer Geisterfalle auf dem Dorfplatz gelesen, den wir nun suchen.
Am Ende, nach langer Suche, stellen wir fest, das wir unser Zelt fast direkt vor
dieser Geisterfalle aufgestellt haben.
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Als wir vor der Tour den Einkauf der Lebensmittel
besprochen hatten, haben wir beschlossen, auf Fleisch zu verzichten. Nun, nach
einer langen und anstrengenden Zeit fragen unsere Träger, ob wir nicht irgendwo
etwas Fleisch kaufen könnten. Kaum haben wir zugestimmt, flitzt Ram Bahadur
schon los, in der Hoffnung, irgendwo etwas aufzutreiben. Als das Huhn wieder an
unserem Zelt vorbeikommt, denke ich mir, dass es im Augenblick ziemlich
gefährlich lebt. Aber es hat Glück. Der Bauer gibt sein Huhn nicht her und auch
sonst findet Ram Bahadur kein Fleisch in Yara. Wir stellen uns also wieder auf
Dal mit Mangoldgemüse ein. Plötzlich geht der Verschlag der Hütte auf, in der
unsere Küche eingerichtet wurde. Hari und der Dorflehrer kommen stolz mit einer
Ziege in die Hütte. Sie sind 300 Meter zum nächsten Ort hochgestiegen und haben
dort für 2000 Rupien (ca. 22 Euro) die Ziege gekauft. Da eine ganze Ziege für
uns zu viel ist, werden wir uns die Ziege mit der Familie des Lehrers teilen.
Auf dem Schulhof wird alles zum schlachten vorbereitet. Der Dorflehrer übernimmt
diese Arbeit und erhält dafür als Bezahlung den Kopf und das Fell der Ziege. Die
Ziege wird von ihm fachgerecht zerlegt und genau in zwei gleiche Teile
aufgeteilt. Am Abend gibt es dann bereits Ziegencurry.
Die unverhoffte Bereicherung des Speiseplans hat die
Stimmung bei unserer Mannschaft steigen lassen. Prem spielt auf einer kleinen
Trommel, die er von dem Bauer ausgeliehen hat und die ganze Mannschaft fängt an
nepalische Volkslieder zu singen und dazu zu tanzen. Besonders Birjar zeigt hier
ein besonderes Talent. Prem versteht es wirklich hervorragend auf der Trommel zu
spielen und auf unsere Nachfrage, woher er das kann, stellt sich heraus, dass er
in seinem Heimatdorf die Funktion des Schamanen hat. Natürlich dauert es nicht
lange, da schauen die ersten Dorfbewohner durch das Fenster der Hütte und feiern
dann kurzerhand mit uns. Ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend.

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